Natürlich Spitz
Mit mehr Busenfreiheit machen die neuen Triangel-BHs ihren vorgeformten Kollegen große Konkurrenz und setzen ein Zeichen für ein neues feministisches Selbstverständnis. Ganz ohne Bügel und Polster kommen sie daher, und sie verkörpern mit zarter Spitze eine natürliche Weiblichkeit bzw. sind Vermittler zwischen „free the nipples“ und „ab ins Gefängnis für Brüste“.
Der BH als Symbol
Ich wünschte, ich wäre mit dabei gewesen, als in den 70er-Jahren Feministinnen ihren BHs als politischen Akt verbrannten, um für die Gleichstellung der Frau in allen Lebenslagen zu kämpfen. Als Symbol für die Unterdrückung der Frau und die gesellschaftlichen Zwänge der damaligen Zeit erlebte der Büstenhalter ein Image-Tief. Der Designer Jean-Paul Gaultier machte den BH ab den 80ern wieder en vogue – sogar als eigenständiges Kleidungsstück in konischer Spitzenform. Kurz darauf erlebte ich persönlich die Wondebra-Revolution, die zur Folge hatte, dass wattierte Büstenhalter zum Standard wurden und jeder Teenager ihn trug, um der Wahrheit der anatomischen Gegebenheiten zu trotzen. Aber auch der Büstenhalter unterliegt, wie jedes Kleidungsstück, Trends. Seit einiger Zeit werden Push-ups von unwattierten Bralettes oder Triangel-BHs verdrängt. Vielleicht ist dafür auch das neue feministische Selbstverständnis verantwortlich, das vor allem in den Sozialen Medien zum Ausdruck kommt: „Free the nipples“ lautet das Motto von vielen Aktivistinnen, Celebrities und Bloggerinnen. Das Ziel dieser Frauen ist ganz klar: die weibliche Brust zu entsexualisieren! Der Busen an sich ist kein sexueller Körperteil, er wurde aber sexualisiert. Dieser Umstand ruft in vielen Menschen Unwohlsein hervor, und viele Frauen haben deshalb heute Angst, dass ihr Mamillen sichtbar werden. Brüste werden mit Lust gleich gesetzt – etwas, das gesellschaftlich nach Kontrolle verlangt.
Das richtige Kleidungstück
Welche Perspektive habe ich als Frau in der heutigen Gesellschaft? Nun ja, ich hoffe doch sehr viele, und in Bezug auf die Wahl des richtigen Kleidungsstückes wohl hoffentlich jede Freiheit, auch wenn frau vielleicht ein Kleidungsstück weglassen möchte. Es gibt Menschen, die lieber angezogen als nackt sind oder lieber weiche Kleidung tragen anstatt feste Materialien auf der Haut zu spüren. Viele empfinden den BH auch als schützend für den sensiblen Bereich der Brustwarzen bzw. als physisch stützend.
Ein gutes Gefühl auf der Haut
Ich rate allen meinen Geschlechtsgenossinnen, auf ihr Gefühl zu vertrauen, denn jede Frau spürt, ob und welche Unterstützung ihre Brust braucht. Somit ist der Büstenhalter ein Kleidungsstück zwischen Feminismus, medizinischer Notwendigkeit und der Angst vor sichtbaren Nippeln. Aber an sich finde ich die neuen BH-Formen, wie den Triangel-BH mit feinster Spitze zum Beispiel von LOVE Stories, wirklich schön anzusehen und vor allem angenehm zu tragen, ohne die schmerzenden Bügel und den Hitzestau, der durch künstliche Wattierung auftreten kann. Als emanzipierte Frau, Partnerin und Mutter freue mich auf die Entwicklung hin zu mehr Gemütlichkeit und Natürlichkeit hinsichtlich der Oberweite.