And the Winner is: Christina Seewald
Bereits zum 10. Mal wurde heuer im Mai der Kastner & Öhler Fashion Award im Rahmen der assembly-Eröffnungsmodenschau verliehen. Die futuristische Kulisse des Space01 im Kunsthaus Graz bot wieder den perfekten Rahmen für eine beeindruckende Show.
Lifestyle & Fashion
Die Eröffnungsmodenschau des assembly-Designfestivals ist eines der großen Highlights im Designmonat Graz. In diesem Jahr präsentierten DesignerInnen aus vielen Ländern Europas und sogar aus China ihre aktuellen Kollektionen. Eine Expertenjury aus dem Lifestylebereich kürte den Gewinner aus 50 konzeptionell außergewöhnlichen Designpositionen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde an das innovativste Label verliehen.
Ein radikal neuer Blickwinkel
Christina Seewald, die diesjährige Gewinnerin, wuchs in Graz auf. Sie absolvierte den Bachelor in Textil-Design und anschließend den Master in Knitwear-Fashion am renommierten Central Saint Martins College in London. Nun begeistert die 26-Jährige mit ihrem Können das Grazer assembly-Publikum. Ihre aktuelle Kollektion ist eine Hommage an die weibliche Kunst. „Sie zeigt zeitgenössische Knitwear in einem radikalen, neuen Blickwinkel; ihre Kollektion zeichnet sich durch eine einzigartige Kombination aus edlen Fasern und perfektionierter Schneiderei aus“, schwärmt Jurymitglied Andrea Krobath, die Leiterin des Modemarketings bei Kastner & Öhler.
Große Vorbilder
Schon im Kindesalter hat sich Christine gerne verkleidet und mit Kleidungsstücken experimentiert. Kleidung hat sie immer schon fasziniert und im Besonderen die Reaktionen, die man damit bei anderen auslöst – vor allem wenn man etwas trägt, das nicht der Norm entspricht oder anders ist. Diese Reaktion von Leuten auf der Straße und von Mitschülern, gute, aber auch schlechte Erfahrungen haben Christina geprägt. Große Vorbilder für ihre Arbeit waren Designerinnen wie Vivienne Westwood und Coco Chanel.
Schon als Kind war Christina klar, dass sie später etwas Kreatives machen möchte.
Mit Willenskraft gegen gnadenlose Kritik
Sie konnte stundenlang malen, basteln und experimentieren. Natürlich kam der Rest dann nicht von selbst. Es steckt extrem harte Arbeit mit zahlreichen schlaflosen Nächten hinter dem Aufbau eines Mode-Labels, um dort anzukommen, wo Christina schon jetzt steht. „Hinter einer gelungenen Modenschau steht viel Willenskraft, und man ist gnadenloser Kritik ausgesetzt. Doch wenn sozusagen der Vorhang aufgeht und ich meine Kollektion präsentieren kann, ist es die volle Genugtuung. Man hat es geschafft, seine Ideen in etwas Greifbares umzusetzen!“, erzählt mir Christina Seewald.
„Der schönste Moment an meiner Tätigkeit ist, dass ich vom Garn bis zum endgültigen designten Kleidungsstück alles beeinflussen kann. Besonders bei Strickware gibt es unendliche Möglichkeiten: Strickmuster, Texturen, Fasern. Es ist faszinierend, sich mit dem Verhalten von Fasern, Stoffen und dem menschlichen Körper auseinanderzusetzen und sich durch diese Einflüsse inspirieren zu lassen.“
Qualität vor Quantität
Als junge Designerin ist es Christina wichtig, die Menschheit daran zu erinnern, dass Qualität vor Quantität geht und von Massenproduktion aus vielerlei Gründen abzuraten ist. Mit ihrer Strickware möchte sie eine Kombination aus edlen Fasern und perfekter Schneiderei erschaffen, also zeitgenössische „Knitwear” in einem radikal neuen Blickwinkel zeigen. Jede ihrer Kreationen umfasst sorgfältig ausgewählte Textilien und lässt sich auf fast vergessene oder wenig verwendete Stricktechniken zurückführen.
Inspiration & Design
Der Design-Prozess ist von Kleidungsstück zu Kleidungsstück verschieden, da man Ideen nicht erzwingen kann. Als Inspiration in den letzten Jahren dienten ihr etliche Künstlerinnen, Schriftstellerinnen oder Designerinnen wie Valerie Export, Eva Hesse, Nan Goldin, Ana Mendieta, Mierle Ukeles, Judith Butler, Julia Kristeva und Elfriede Jelinek. Christina lässt ihre Stoffe zu 90 % selbst stricken und arbeitet am liebsten mit Viskose, Wolle, Baumwolle oder einem Poly-Blend.
„Ich wünsche mir, dass Leute wieder mehr Wert auf Qualität legen und bereit sind, weniger zu kaufen und stattdessen mehr in Designerstücke zu investieren, die nicht unter furchtbaren sozialen Bedingungen produziert wurden“, fordert Christina.